Ein fahrendes Mega-Hotel: die AIDAnova im Hafen von Puerto Rosario Foto: Marita Trinius
Der erste Eindruck - welch ein imposantes 'Hinterteil" hat dieses Schiff! Auf der Landseite eingerahmt von den grünen Hügeln von Santa Cruz de Tenerife, liegt die AIDAnova wie ein Koloss im Hafen, leuchtend weiß im blau glitzernden Meer. Ich steige auf der Kanareninsel Teneriffa zu, von da führt die Route über Fuerteventura nach Lanzarote. Ich bin gespannt: 4 Tage warten auf mich, in denen ich mein Hotel immer dabei habe. In meiner Balkon-Kabine auf Deck 11 von insgesamt 20 Decks fühle ich mich sofort wohl. Aber da will ich ja gar nicht so viel Zeit verbringen, sondern die Inseln und das Schiff erkunden.
Zwischen den modernen Lounge-Bereichen, den Buffet-und Themenrestaurants und einigen einladenden Bars versuche ich meinen Weg zum vereinbarten Sushi-Essen zu finden. Gar nicht so einfach: Trotz Deckplan laufe ich ein wenig orientierungslos durch die Gegend, das ist bei Tag eins auf diesem 6400-Passagiere-Schiff vermutlich völlig normal. Und ich bin überrascht, was mich schließlich erwartet: ein offenes, stylishes Asia-Restaurant, in dem die Köche fleißig brutzeln, schnippeln und Sushi rollen. Es duftet exotisch und macht Appetit auf mehr. Ich werde nicht enttäuscht - meine Platte aus Sushi- und Fisch-Variationen sowie kleinen frittierten Asia-Snacks ist Genuss pur und macht so satt, dass ich sie kaum schaffe. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Dessert, Sushi umhüllt von Schokolade... Eine ganz neue Erfahrung.
Tag 2. Ich kann es kaum erwarten: Es geht zum Landausflug auf Fuerteventura. Über Nacht sind wir von Teneriffa zur nächsten Kanareninsel gefahren und machen, weithin sichtbar, im Hafen von Puerto del Rosario Station. Nach einem kleinen, aber feinen Frühstück und einem ersten Erkundungsgang über die drei Sonnendecks der AIDAnova geht's von Bord und hinein in die wartenden Jeeps. Es wird also auch durchs Gelände gefahren, ich freue mich! Erster Stopp ist der schier endlose, leuchtend weiße Strand in Corralejo. Er zählt zu den beliebtesten Badezielen auf der Insel, kein Wunder. Wir laufen dem tintenblauen Meer entgegen, den feinen Sand zwischen den Zehen, und verspüren sofort Urlaubsfeeling. Einfach nur Sonne, Strand und Meer - herrlich!
Weiter geht's im Jeep, immer direkt an der Küste entlang. Dieses absolute Sommer-Urlaubs-Feeling beim Blick auf die traumhaften Strände wird durch die Musikauswahl unseres Fahrers noch verstärkt. 90er-Jahre-Hits, die sich um Sonne, Ibiza und Jamaika drehen, lautstark hoch und runter gespielt, lassen uns immer ausgelassener werden. Wir singen lauthals mit, mehr oder weniger schön. Ob wir wohl Spaß haben ... keine Frage, ja!
Fuerteventura wird nicht umsonst auch Sandkasten der Kanaren genannt, stelle ich fest. Sand in allen Varianten - goldfarben, braun, weiß und schwarz -, Schotter und Geröll, und dazwischen bilden einige Vulkanberge eine schöne Abwechslung fürs Auge. Wir fahren durch eine Schlucht in dieser trockenen Vulkanlandschaft und werden auf der Schotterpiste ordentlich durchgeschüttelt. Unsere trockenen Kehlen können wir beim nächsten Stop ölen - in einer hübschen Strandbar mit Blick auf die Playa la Concha. Die Bucht ist für ihr karibisches Flair bekannt, das Wasser schillert grün und blau, durchsetzt von malerischen kleinen Felsen. Hach, hier möchte ich gerne bleiben!
Deutlich wilder zeigt sich an Tag drei die Vulkaninsel Lanzarote. Auch hier lasse ich mir den Landausflug nicht entgehen, nachdem ich morgens beim Aufwachen im Hafen von Arrecife schon einen Blick auf die Feuerberge erhaschen konnte. Das Sonnendeck lädt dazu ein, gemütlich in eine Lounge-Muschel gebettet den Tag faul zu verbringen. Aber ich möchte ja auch etwas sehen - daher steige ich mit in den Bus und los geht's zu einigen Highlights Lanzarotes. Eindeutig ganz weit oben rangiert der Timanfaya Nationalpark. Hier bewundern wir die dunkelrot leuchtenden Feuerberge, umgeben von silbergrau schillernden Lavafeldern und einer so fruchtbaren Erde, dass dort Wein angebaut werden kann. Wir sehen, wie sogar Fleisch über einer Erdspalte gebraten werden kann - so heiß ist der austretende Dampf. Beeindruckend ist die Fahrt zu einer eingestürzten Kraterwand. Kaum vorstellbar, welche Kräfte hier gewirkt haben!
Untrennbar mit Lanzarote verbunden ist der Künstler und Umweltschützer César Manrique (1919-1992). Er hat die Insel mit seinen Werken geprägt, die die Farben, Pflanzen und das vulkanische Wesen immer wieder miteinbeziehen. Sein Wohnhaus, in eine Vulkanblase hineingebaut, steht Besuchern offen. Ich bin begeistert von diesem Domizil, das so futuristisch und gleichzeitig so erdverbunden wirkt. Dieses Haus wäre auch standesgemäß als Domizil für den Bösewicht aus einem James-Bond-Film, so einzigartig und außergewöhnlich ist es.
Auf dem Weg zurück auf die AIDAnova nehme ich mir die Zeit, vom Kai aus mein fahrendes Hotel einmal in seiner ganzen Dimension zu betrachten: 337 Meter lang, 42 Meter breit, mit Platz für maximal 6.400 Gäste - eine fahrende Stadt. Deshalb gibt es u.a. über 5.000 Stühle an Bord und 36.000 Poolhandtücher! Im Burger-Restaurant werden täglich 800 Burger gebraten - der Klassiker kommt an. Die Gäste haben die Wahl zwischen 17 Restaurants und 23 Bars - mein persönlicher Favorit ist die Lanai Bar im Schiffsheck mit hochromantischen Ausblicken in den Sternenhimmel.
Zurück zu den Fakten: Die längste Wasserrutsche ist 54 Meter lang und unter dem Foliendom mit Poollandschaft herrschen konstant 24 Grad Celsius. Das große kreisrunde Theater bildet das Herz des Schiffes, man bräuchte 28 Tage, um jede Veranstaltung dort zu sehen! Kids und Teens haben eigene Lounge-Bereiche für sich, samt Basketballfeld und Minigolfbahn. Wer sich auspowern will nach dem reichlich zur Verfügung stehenden Essen, trainiert im Fitness-Studio - unter freiem Himmel oder indoor mit Blick aufs Meer.
Die AIDAnova ist das erste Schiff, das komplett mit dem umweltfreundlicheren LNG-Antrieb fährt. LNG - das bedeutet verflüssigtes Erdgas. Es ist deutlich emissionsärmer als Schweröl, das bislang zum Antrieb von Schiffen dient.
Die Gastanks sind direkt an Bord installiert, sie können das Schiff bis zu 14 Tage versorgen. Bei AIDA sieht man diese Entwicklung erst als Anfang, die nächste, noch umweltfreundlichere Stufe für den Antrieb soll in 10-15 Jahren erreicht sein.
Ein Abschiedsgeschenk vom Feinsten - am nächsten Morgen gehe ich ja schon wieder von Bord - wartet auf mich. Die untergehende Sonne färbt den Himmel glutrot ein und taucht die Küste Lanzarotes in ein fast unwirklich schönes Licht. Das Farbenspiel macht dem Namen "Feuerinsel" alle Ehre. Jetzt noch einen kühlen Drink in der Lanai Bar - und von der nächsten Schiffsreise träumen...
Marita Trinius
Die GLOBISTA-Autorin ist ein absoluter Kreuzfahrt-Fan und war schon auf ganz unterschiedlichen Schiffen unterwegs. Eines haben aber alle "Pötte" gemeinsam: die Seenotrettungsübung. Ein Muss bei bei jeder Cruise!
Foto: Johannes Wagner