Malerisch gruppiert sich die Altstadt von Prag mit der Karlsbrücke über der Moldau. Foto: Marita Trinius
Die Moldau glitzert in der Sonne, als ich im Taxi vom Flughafen kommend in die Prager Innenstadt fahre. Aufgeregt gucke ich aus dem Fenster. Der Taxifahrer geht vom Gas, er kennt das sicher von den Touristen, und lässt mich den Anblick genießen. Vor mir liegt die Uferpromenade, hinter die sich wunderschöne alte Gebäude reihen. Links von mir liegt die Altstadt mit der Prager Burg, die weithin zu sehen ist. Ich bin da, endlich eine Reise nach Prag – die "Stadt der 1.000 Türme", von der ich schon so viel gehört habe!
Kaum in meinem Hotel angekommen - das The Mozart liegt schön am Moldau-Ufer mit Blick auf die Altstadt und die Prager Burg - mache ich mich auch schon wieder auf den Weg. Das Wetter ist perfekt für einen ersten kleinen Stadtrundgang. Der Tag heute gehört mir, morgen treffe ich mich mit meiner Reisegruppe zusammen, mit der ich die restliche Zeit des Kurztrips in Prag verbringe. Der erste Weg führt mich zur Karlsbrücke. Sie ist die Schlagader der Stadt. Über die gepflasterte Brücke flanieren, Fotos machen, die Aussicht auf den Altstädter Brückenturm und den Burgberg Hradschin genießen - das zählt nicht umsonst zu den beliebtesten Touristen-Aktivitäten auf einer Prag-Reise. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass einige der Heiligen-Statuen auf der Brücke verhüllt sind, das sie restauriert werden. Bald werden sie dafür umso schöner zu sehen sein.
Eine Stadterkundung macht durstig. Ich freue mich, bei meinem Streifzug durch die Altstadt auf schattige, einladende Arkadengänge zu treffen. Die Brauhäuser unter den Bögen sind gut besucht, viele Gäste sitzen hier bei einem kühlen Pilsener. Ich entscheide mich für das rustikale Lokal U Glaubicu und lasse bei einem frisch Gezapften meine ersten Eindrucke von der Stadt Revue passieren. Und bin schon gespannt, was mich morgen erwartet ...
Der nächste Tag ist geprägt von unglaublich vielen Gebäuden in Prag, von denen eines schöner als das andere ist. Zusammen mit meiner Reisegruppe auf diesem Städtetrip erkunde ich das Altstädter Rathaus mit seinen historischen Innenräumen. Ich wandele durch prunkvolle Säle mit üppigen Lüstern, holvertäfelten Decken und schweren Wandteppichen. Mit einem modernen gläsernen Aufzug geht's auf den Turm des Rathauses, der eine grandiose Sicht auf die Stadt eröffnet. Die abwechslungsreiche Stadttour bringt mit an diesem Tag die Altstadt und die Neustadt von Prag näher.
Etwas Besonderes ist die Führung durch das Prager Nationaltheater (Národni divadlo). Nicht nur, dass ich das prachtvolle Innenleben des Theaters mit den im Halbrund angeordneten Rängen sehen kann, sondern auch die monumentale Außenterrasse mit Säulen und klassischen Statuen wird extra für die Gruppe geöffnet. Auf dem Dach des Kulturtempels habe ich das Gefühl, weit über der Stadt und doch mittendrin zu stehen.
Nach so vielen kulturellen Genüssen will auch mal der Gaumen verwöhnt werden. Ziel der kulinarischen Pause ist der Rote Hirsch in Prag. In dem Brauhaus kann man sich sofort wohlfühlen. Die Location wirkt hell und modern und doch gleichzeitig gemütlich. Und so ist auch die Speisekarte gestaltet: Traditionelle Küche mit herzhaften Fleischhäppchen, Graubrot, Radieschen, Frischkäse und Leberpastete als Brotzeit kommen modern arrangiert auf den schlichten und gleichzeitig stylischen Holztisch. Jetzt heißt es zugreifen und genießen!
Nach der kleinen Genießer-Pause geht es hoch hinaus auf den "Prager Eiffelturm". Es gibt tatsächlich auf dem Laurenziberg oberhalb von Prag einen Turm, der dem Original-Eiffelturm in Paris täuschend ähnlich sieht - er wurde ihm auch nachempfunden. Nur dass die Prager Variante nicht so hoch ist, insgesamt ragt sie knapp 60 Meter in die Höhe. Ein Aufzug führt hinauf - oder 299 Stufen. Ich nehme den Fußweg - Aussichtsplattformen und Ruhebänke bieten auf dem Weg nach oben immer wieder die Möglichkeit, zu verschnaufen. Nach der sportlichen Einlage genieße ich den wunderschönen Blick von der Spitze des Turms umso mehr. Ein Meer aus roten Dächern, Türmen und Palästen liegt mir zu Füßen, durchzogen von der Moldau, umgeben von grünen Wäldern und Anhöhen. Es lohnt sich, den Prager Eiffelturm als Ausflugsziel während eines Citytrips einzuplanen!
Wer Tschechien besucht, wird früher oder später sicherlich einen Slivovice (Slivovitz) trinken. Der hochprozentige Likör wird aus Pflaumen gebrannt und ist als Nationalgetränk ein beliebter Aperitif oder Digestif. Passend dazu gibt es in Prag das Muzeum Slivovice R. Jelínek - es beleuchtet die ereignisreiche Familiengeschichte des Obstbrandunternehmens Jelinek. Die Museumstour führt mich mit vielen interaktiven Elementen durch das Damals und Heute und ich erfahre Spannendes über die Herstellung. Von der Frucht am Baum bis zum Hochprozentigen in der Flasche - es macht Spaß, im modern konzipierten Slivovitz-Museum mehr über den Slivovice zu erfahren. Eine kleine delikate Verkostung rundet die Tour ab. Ich lerne dabei: Der Slivovice ist Medizin, Feiergetränk, Kaffeeersatz und wird in Tschechien zu jeder Tageszeit getrunken.
Und noch einmal komme ich mit dem Prager Nationaltheater in Berührung. Nicht wie man denken könnte, in dem Musentempel selbst, sondern auf dem Wasser. Das Orchester sowie Solisten der Oper sind auf ein elektrisches Ausflugsboot auf der Moldau umgestiegen, um von dort zu performen. Sie werden begleitet von einem weiteren Boot mit Gästen und sind hörbar für alle Prager, die am Moldau-Ufer weilen und das Kulturereignis vom Land aus verfolgen. Die Aktion ist ein Dankeschön an die Bürger, die das Theater in den schwierigen Corona-Zeiten unterstützt haben.
Meine Gruppe hat Tickets für das Boot, und so bin ich zusammen mit meinen Mitreisenden auf diesem faszinierenden Städtetrip ganz nah dran am Geschehen. Während die Sonne sich langsam senkt und der Abendhimmel seinen Zauber versprüht, lausche ich der Musik - Klassik ist zu hören genauso wie Swing und Jazz. Ich möchte, dass es nicht endet, doch irgendwann ist auch dieses besondere Musikevent auf der Moldau vorbei. Ich gehe ohne Eile von Bord. Wenn ich mich umschaue, haben wir alle ein Lächeln auf dem Gesicht ...
So viele Eindrücke nehme ich aus meinem Citytrip nach Prag mit. Drei Tage habe ich in einer Stadt verbracht, die so reich an Kulturschätzen ist, so viele Möglichkeiten zum Ausgehen und Shoppen bietet und und in der ich so viele herzliche Menschen getroffen habe. Ich gönne mir noch einen Drink in einer Bar, die mir empfohlen wurde - die Hemingway Bar ist klein aber fein, mit gemütlich schummrigen Ambiente, ledernen Barhockern und einer fantasievollen Signatur Drinks. Na zdraví - zum Wohl! Auf dem Weg zurück ins Hotel spiegelt sich das nächtliche Prag romantisch in der Moldau. Prag, ich komme bestimmt wieder ...
Verschwiegener Aussichtspunkt
Wenn du vom Aussichtshügel Petrin zu Fuß in Richtung Altstadt hinuntergehst, zweigt links ein Weg ab. Folge ihm durch ein Wäldchen und über Wiesen, bis du zu einem kleinen Platz mit Bänken und einer schönen Frauenstatue gelangst. Von hier oben hast du eine sensationelle Aussicht über Prag, die Moldau und das Hinterland. Der kleine Abstecher lohnt sich!
Deftiger Schmaus mit Panoramablick
Mit Blick auf die Prager Burg und die roten Dächer der Altstadt, zu dem deftige, modern interpretierte Gerichte serviert werden, punktet das Restaurant "Kuchyn". Der Schankraum innen ist stilvoll schlicht, die große Terrasse außen eröffnet ein grandioses Panorama zu Eiern an Kartoffeln in Dillsauce, Leberpastete oder Entenbrust. Mehr unter: https://kuchyn.ambi.cz/en
Für Genießer & Romantiker
Zu Füßen der Karlsbrücke, direkt an der Moldau, hat das Restaurant "Mlynec" nicht nur eine perfekte Lage, sondern begeistert auch mit seiner modernen Küche und super nettem Personal. Sowohl im stylish eingerichteten Innenbereich als auch auf der breiten Außenterrasse lässt es sich bestens aushalten zu Lachs-Tartar, gegrilltem Tempeh oder Filet Mignon. Mehr unter: https://mlynec.cz/en
Weitere Informationen zu Prag:
> Tschechische Zentrale für Tourismus - CzechTourism Deutschland
Marita Trinius
Die GLOBISTA-Autorin war das erste Mal in Prag und hat sofort ihr Herz an die lebendige tschechische Metropole verloren. Ob allein, als Paar, Familie oder in der Gruppe – Prag zu erkunden macht einfach Spaß!