Die schwimmenden Schweine auf den Exumas sind d i e Attraktion der Bahamas. Foto: Antonia Kasparek
„Des-pa-cito“ schallt es aus den Bord-Lautsprechern. Doch das Boot, das die Touristen zu den Hot-Spots der Exumas bringt, brettert ganz und gar nicht langsam, sondern 300-PS-schnell durch das türkisblaue Meer. Die Exumas gehören zu den „Out Islands“, den äußeren Inseln der Bahamas, die insgesamt aus 700 Inseln bestehen. Nur rund 35 davon sind überhaupt bewohnt – 16 touristisch erschlossen. Die Inselgruppe der Exumas allein zählt schon 365 Eilande. „Eine Insel für jeden Tag im Jahr“ lautet daher auch der Slogan der Tourismusbehörde, der allerdings für Menschen mit normalem Einkommen nicht umsetzbar ist. Viele Inseln befinden sich in Privatbesitz, werden nicht vermietet und sind nicht öffentlich zugänglich. Selbst wenn sie vermietet werden, kann es sich der Durchschnittstourist nicht leisten. „Diese dort“, erzählt Kapitän C.J., „gehört David Copperfield. Sie kostet 50.000 Dollar – pro Nacht.“ In Höchstgeschwindigkeit geht es vorbei an den Inseln mit schicken Villen von Nikolas Cage, Tom Hanks, Johnny Depp oder Oprah Winfrey. „Für viele Prominente sind die Bahamas ein Refugium“, sagt C.J. „Es gibt keinen besseren Ort, wenn du mal abtauchen willst.“
Abtauchen steht allerdings auf dem Programm jedes Bahamas-Urlaubers. Man kann gar nicht abwarten in das glasklare, smaragdgrüne bis türkisblaue Wasser zu springen. Zudem lockt die fantastische Unterwasserwelt, die man tauchend oder schnorchelnd erleben kann. Zum Beispiel wie 007 in der „Thunderball-Grotto“ bei Staniel Cay, die sogar gleich in zwei James Bond-Filmen als Drehort diente.
Statt mit Fischen kann man auf den Exumas aber auch mit anderen Tieren baden gehen. Etwa mit Rochen oder mit Ammenhaien, die am Compass Cay leben. „Die tun nichts“, heißt es von den Betreibern. Zur Sicherheit sollte man aber seine Finger am Körper halten.
Auf Big Major Cay wartet dann die Hauptattraktion auf die Touristen: Unzählige Schweine werfen sich ins Meer und paddeln zu den ankommenden Booten – natürlich aus Eigennutz, denn die Urlauber und Guides haben meist jede Menge Leckereien für die süßen Schweinchen an Bord. Mit Schweinen schwimmen – das geht nur auf den Bahamas – nirgendwo sonst auf der Welt. Wie die Schweine ins Paradies gekommen sind, ist nicht sicher. Einheimische sollen sie vor rund
30 Jahren dort ausgesetzt haben, um sie später zu verspeisen. Andere erzählen, die Schweine hätten ein Schiffsunglück überlebt und sind dort gestrandet. Im Laufe der Jahre habe sich auch ihre Physiognomie verändert und es hätten sich Schwimmhäute an den Pfoten gebildet.
Wer im Norden der Bahamas Urlaub macht, muss aber auch nicht auf das Schwimmvergnügen mit Schweinen verzichten: Seit ein paar Jahren lebt eine Schweinefamilie auf dem Inselchen No-Name-Cay im Norden der Abacos. Der Vorteil: Hier muss man die süßen Schnauzen mit weniger Besuchern teilen als auf den Exumas.
Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sich ein Abstecher auf die Abacos lohnt. Die Inseln sind ein einzigartiges Segel- und Motorbootparadies. In Hope-Town kann man zwischen den pastellfarbenen Kolonialbauten der Siedler aus Neuengland aus dem 18. Jahrhundert flanieren. Gegenüber wacht das rot-weiß gestreifte Wahrzeichen der Abacos, das Elbow Reef Lighthouse. Der Leuchtturm von 1863 bei Elbow Cay ist einer der letzten, die mit Kerosin betrieben werden. Wer es die 101 Treppenstufen hinaufgeschafft hat, wird mit einem atemberaubenden Rundum-Blick über idyllische Buchten mit weißen Segelbooten, Mangroven, Palmen und Puderzucker-Traumstränden belohnt. Der 5,5 Kilometer lange Treasure Cay Beach auf Abacos schaffte es 2012 sogar unter die zehn schönsten Strände der Welt.
Nach der Anstrengung hat man sich eine Erfrischung verdient. Auf den Bahamas trinkt man den Nationalcocktail Bahama Mama oder ein Kalik, das bahamaische Bier – doch auf den Abacos trinkt man zudem den Goombay Smash. Denn Green Turtle Cay auf Great Abaco ist nicht nur berühmt wegen seiner Schildkröten, sondern auch wegen „Miss Emily’s Blue Bee Bar“ der Geburtsstätte des Goombay Smash. Das Rumgetränk wird heute noch nach dem über 50 Jahre alten Originalrezept zubereitet.
Jetzt fehlt dazu nur noch die Nationalspeise – und die wird aus Conch zubereitet. An der Großen Fechterschnecke mit dem dekorativen Gehäuse kommt man auf den Bahamas nicht vorbei. Denn Conch gibt es überall und in allen möglichen Varianten, als Suppe, Burger oder frittiert. Doch am beliebtesten ist der Conch-Salat – am besten frisch zubereitet und verspeist – wenn man das Glück hat, dass ein Kapitän wie C.J. sie zuvor aus dem Meer geholt hat.
Nach dem Aufenthalt auf den Out Islands – den „real Bahamas“ geht es zurück nach Nassau auf New Providence. Hier leben rund 250.000 der insgesamt 350.000 Bahamesen. Jährlich kommen noch etwa fünf Millionen Urlauber dazu, die mit dem Kreuzfahrtschiff ankommen und aus Zeitgründen meist nur die Hauptstadt kennenlernen, die bis ins 18. Jahrhundert ein Zentrum der Freibeuter war.
Die Bahamas – eine vielfältige Inselwelt, endlose Traumstrände und ein Paradies für Naturliebhaber und Wassersportler. Die Inseln sind das Sehnsuchtsziel vieler Urlauber, Rückzugsort der Prominenz und „der schönste Ort vom Weltall aus“, wie US-Astronaut Scott Kelly in einem Tweet an seine Tochter schrieb: „#Bahamas“.
Die fantastische Unterwasserwelt der Bahamas kannst du tauchend oder schnorchelnd erleben. Zum Beispiel wie 007 in der „Thunderball-Grotto“ bei Staniel Cay auf den Exumas, die sogar gleich in zwei James Bond-Filmen als Drehort diente, oder im berühmten Dean’s Blue Hole auf Long Island, das mit
202 m Tiefe zu den tiefsten Blue Holes der Welt gehört.
Antonia Kasparek
Die GLOBISTA-Autorin liebt das Inselfeeling von der Karibik bis zur Nordsee. Die abwechslungsreichen Inseln der Bahamas sind eines ihrer Traumziele und der einzige Ort auf der Welt, wo man mit Schweinen schwimmen kann.